
Weinanbaugebiet Bierzo im Nordwesten Spaniens
Wenn von den spannendsten Weinregionen Spaniens die Rede ist, fällt ein Name inzwischen regelmäßig: Bierzo. Dieses beschauliche und kaum 4.300 Hektar große Anbaugebiet im Nordwesten Spaniens (Kastilien-León) hat in den letzten zwei Jahrzehnten eine unglaubliche Erfolgsgeschichte hingelegt. Wer Mencía liebt, kommt an Bierzo längst nicht mehr vorbei.
Klima und Terroir: Zwischen Atlantik und Kontinent
Bierzo liegt ... weiterlesen »
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... genau da, wo sich zwei Welten begegnen: Die kühle Brise Atlantikbrise trifft auf die trockene Kontinentalität des spanischen Hochlands. Das Mikroklima hier ist ein Mix aus Sonne, kühlen Nächten und ausreichendem Regen – rund 700 Millimeter pro Jahr. Perfekt für charakterstarke Weine. Die Rebflächen ziehen sich auf Höhen zwischen 450 m und bis zu tatsächlich 1.000 m über das hügelige und oft steil ansteigende Gelände.Die Böden sind so abwechslungsreich wie die Region selbst. Oben an den Hängen findet man vor allem Schiefer und Quarzit in den Böden. Weiter unten sind es vor allem Sand, Lehm und Schwemmland. Besonders rund um das Dorf Valtuille sorgt der sandige Untergrund für Weine mit unverwechselbarer Eleganz.
Mencía: Die rote Hauptdarstellerin
Bierzo und Mencía sind fast synonym zu verstehen. Satte 75 % der Rebfläche sind dieser Sorte gewidmet. Ihre Weine sind saftig, fruchtbetont und elegant. Dunkle Beeren, florale Noten und ein Hauch von Wildkräutern bestimmen das Bild und werden von einer lebendigen Säure begleitet, die nie aufdringlich wirkt.
Neben Mencía spielt bei den roten Reben vor allem Garnacha Tintorera (Alicante Bouschet) eine Rolle. Sie sorgt für noch mehr Farbe und Kräuterwürze.
Weißweine aus der Region sind rar, aber erwähnenswert. Vor allem:
- Godello: Mineralisch, zitrusfrisch und mit feiner Textur.
- Doña Blanca & Palomino: Eher leicht und unkompliziert – perfekte Begleiter für warme Tage.
Eine Region mit Geschichte und Aufbruch
Schon die Römer brachten den Weinbau ins Bierzo. Später machten die Zisterziensermönche das Gebiet zu einem Zentrum des Weinbaus. Doch dann kam die Reblaus, und der Weinbau verschwand fast von der Landkarte. Erst 1989 erhielt Bierzo den DO-Status – aber es war noch Luft nach oben.
Die große Wende kam mit einem Namen: Ricardo Pérez Palacios. Als Neffe von Álvaro Palacios erkannte er das Potenzial der Schieferböden und alten Rebstöcke. Mit Weinen wie Pétalos und der Parzellen-Selektion bei Descendientes de J. Palacios hat er Bierzo endgültig in die Riege der Spitzenregionen Spaniens katapultiert.
Winzer, die Bierzo geprägt haben
- Ricardo Pérez Palacios: Seine Weine zeigen, was Mencía alles kann. Vor allem der legendäre La Faraona aus einer winzigen Parzelle gehört heute zu Spaniens besten Rotweinen.
- Raúl Pérez: Der Rockstar unter den Winzern. Mit Projekten wie Ultreia und dem Familienbetrieb Castro Ventosa hat er den modernen Bierzo-Stil entscheidend geprägt.
- César Marquez: Dem Neffen von Raúl Pérez gelang in wenigen Jahren der Durchmarsch vom Kleinsterzeuger zur Weltspitze.
Aktuell bewirtschaften 77 Weingüter die Weinberge des Bierzo. Hinter ihnen stehen über 2.400 Traubenbauern, die in den oft winzigen Parzellen mit viel Handarbeit den Grundstein für die Qualität legen.
Wie schmeckt Bierzo?
Die Antwort? Vielschichtig und immer spannend. Ein typischer Mencía aus Bierzo schmeckt nach dunklen Beeren, erdigen, meist auch floralen Noten. Je nach Vinifikation sind die Weine kräftig bis ultra-elegant. Kräuterwürze, eine frische Säure und feine Mineralität geben ihm Struktur und Eleganz. Die Tannine sind meist samtig, der Alkoholgehalt bleibt angenehm moderat. Kein marmeladiger Schwergewichtler – sondern eher ein Wein mit Finesse und Tiefe.
Servier- und Genuss-Tipps:
- Trinktemperatur: Mencía fühlt sich bei 14 bis 16 °C wohl. Weißweine aus Godello am besten bei 8 bis 10 °C servieren.
- Lagerpotenzial: Gute Mencías halten locker 10 Jahre und mehr. Weißweine aus Godello ebenfalls mit Lagerfähigkeit, oft bis zu 5 bis 7 Jahre.
- Speisenempfehlung: Die Rotweine passen ideal zu gegrilltem Lamm, Rind, Wild oder kräftigen Eintöpfen. Die frische Säure balanciert Fett perfekt aus. Weißweine harmonieren mit Meeresfrüchten, hellem Fisch oder Ziegenkäse – ein absoluter Geheimtipp.
- Glasempfehlung: Ein mittelgroßes Burgunderglas bringt die floralen und fruchtigen Aromen von Mencía besonders gut zur Geltung.