
Traditionsreiches nordspanisches Weinanbaugebiet Rioja
Frag zehn Weinliebhaber weltweit nach Spaniens bekanntestem Anbaugebiet und neun werden ohne Zögern „Rioja“ sagen. Kein Wunder, denn seit wortwörtlich Jahrhunderten steht die für elegante Rotweine, traditionsreiche Bodegas und eine Qualitätsphilosophie, wie keine zweite. Sie ist nicht nur die erste und älteste D.O.Ca-Region Spaniens (seit 1991), sondern auch das Symbol schlechthin für spanischen Weinbau in Spitzenqualität. Hier wurden und werden auch weiterhin ... weiterlesen »
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... Legenden gemacht.Die drei Gesichter der Rioja
Rioja Alta
Die Rioja Alta ist das Herzstück der Region. Auf beeindruckenden ca. 24.000 Hektar südlich des Ebro-Flusses gedeihen Reben unter atlantischem Einfluss. Heiße Sommer, eher milde Herbste und noch kühlere Winter sind charakteristisch für das Klima hier. Der Boden ist durchmischt mit kalk- und eisenhaltiger Tonerde und liefert ideale Voraussetzungen für langlebige, strukturreiche Weine. Vor allem Tempranillo, gefolgt von Graciano und Mazuelo, werden hier primär angebaut. Rioja Alta gilt als Ursprung der besten, fassgereiften Rotweine Spaniens.
Rioja Alavesa
Nördlich des Ebro-Flusses erstreckt sich mit etwa halb so viel Rebfläche, wie sein großer Bruder (12.000 Hektar), die Rioja Alavesa. Hier treffen Kalk-Ton-Böden auf ein ganzjährig kühl gemäßigtes Klima und den Unterschied merkt man auch im Geschmack: frisch und säurehaltiger als in wärmeren Weinbauregionen. Vor allem kleinere Parzellen und familiengeführte Betriebe prägen das Bild. Die Weine sind fruchtiger, würziger, oft etwas leichter als ihre Pendants aus der Alta und werden traditionell jung genossen. Tempranillo spielt auch hier wieder die unangefochtene Hauptrolle.
Rioja Oriental (früher Rioja Baja)
Im Osten schließlich liegt die Rioja Oriental, ehemals Rioja Baja genannt. 20.500 Hektar und mediterranes Klima. Das heißt vor allem eines: lange, heiße Sommer. Der Boden besteht aus Lehm, Sand und eisenhaltigem Ton. Tempranillo belegt hier nur Platz 2 der am häufigsten angebauten Rebsorten. Garnacha Tinta dominiert. Die Weine sind extraktreich, kraftvoll und erreichen oft Alkoholwerte bis 15 % vol.
Die Rebsorten der Rioja: Alte Klassiker und neue Akzente
Rote Sorten
- Tempranillo (ca. 80 %): Herzstück aller Cuvées, für Frucht, Struktur und Lagerfähigkeit.
- Garnacha Tinta: Sorgt für Saftigkeit und Fülle, besonders in der Oriental.
- Graciano: Bringt Frische und aromatische Tiefe.
- Mazuelo (Carignan): Verstärkt Farbe und Tannin.
- Maturana Tinta & Parda: Seit 2007 zugelassen, für würzige Noten.
Weiße Sorten
- Viura (Macabeo): Klassische Grundlage für weiße Rioja, sorgt für Frische und Eleganz.
- Malvasía Riojana und Garnacha Blanca: Ergänzen aromatisch.
- Sauvignon Blanc & Chardonnay: Seit 2007 erlaubt, aber nur bis 50 % Anteil.
- Maturana Blanca, Tempranillo Blanco, Turruntés, Verdejo: Bringen moderne Nuancen.
Wie Rioja seine Qualität definiert: Ein System mit Tradition
Woran erkennt man einen guten Rioja? Ganz einfach: an den klar geregelten Qualitätsstufen. Dieses System gibt den Konsumenten Sicherheit und macht die Weine weltweit verständlich. Vier Kategorien legen genau fest, wie lange der Wein im Fass und in der Flasche reifen muss, bevor er auf den Markt darf. Von jung und unkompliziert bis hin zu edel gereift – alles ist transparent.
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Dazu kommen seit 2019 neu eingeführte Begriffe, die den Herkunftsfokus schärfen:
- Viñedos Singulares: Einzellagen mit Reben ab 35 Jahren, strengen Ertragsgrenzen und obligatorischer Handlese.
- Viñas Viejas / Centenarias: Weine aus über 35 bzw. 100 Jahre alten Rebstöcken.
- Viñedos de Altura: Weine aus Weinbergen über 550 Meter Höhe.
- Vino de Pueblo: Seit 2024 offizielle Herkunftsangabe für Ortsweine aus einer der 144 Rioja-Gemeinden.
Wie schmecken Rioja Weine?
Ein Rioja schmeckt unverkennbar: Tiefdunkel, kräftig, mit Aromen von dunklen Beeren, Vanille, Tabak und Gewürzen. Die traditionelle Reifung in amerikanischer Eiche sorgt für den typischen Vanille- und Kokosnuss-Ton, moderne Winzer kombinieren heute oft mit französischer Eiche oder setzen auf Beton und große Holzfässer.
Klassische Rioja-Rotweine zeichnen sich aus durch:
- Hohen Tanningehalt
- Moderaten Alkohol (meist 13,5–14 % vol.)
- Elegante Frucht-Würze-Balance
- Ausgezeichnetes Lagerpotenzial
Seit den 1980ern hat die Region ihren Stil weiterentwickelt. Neben den klassisch gereiften Gran Reservas gibt es mittlerweile auch frische, fruchtbetonte Vinos de Autor, die früh zugänglich sind, ohne an Komplexität einzubüßen.
Weißer Rioja: eine unterschätzte Besonderheit
Zwar dominieren Rotweine mit 85 % Anteil, doch Rioja hat auch bei Weißweinen einiges zu bieten. Die besten Vertreter entstehen aus Viura, ergänzt durch Malvasía Riojana oder Garnacha Blanca. Seit 2007 bringen auch Sorten wie Sauvignon Blanc und Tempranillo Blanco neue Frische. Ob jung und knackig oder klassisch im Fass gereift – der weiße Rioja glänzt als vielseitiger Essensbegleiter.
Rioja-Pioniere und Spitzenweingüter
- Marqués de Murrieta: Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ein Symbol für Rioja. Marqués de Murrieta brachte den Barrique-Ausbau aus Bordeaux ins Rioja. Besonders berühmt: der Castillo Ygay, ein Wein mit jahrzehntelangem Lagerpotenzial.
- La Rioja Alta: Ein Traditionsbetrieb, gegründet 1890. Hier entstehen Klassiker wie der Gran Reserva 890. Dieser Wein hat Langlebigkeit und Lagerfähigkeit neu definiert. Die Bodega setzt heute noch weiterhin auf den traditionellen langen Fassausbau.
- Muga: Besonderheit: Das Weingut verfügt über eine eigene Fassküferei, was absolute Kontrolle über den Ausbau ermöglicht. Ihre Weine verbinden Struktur und Eleganz, ob klassischer Reserva oder moderner Cuvée.
- Bodegas Faustino: Eine der bekanntesten Marken weltweit. Faustino ist berühmt für seinen unverwechselbaren klassischen Stil und seine markanten Etiketten mit Porträtmotiven.
- Marqués de Riscal: Neben großartigen Weinen ist das spektakuläre Weingut-Gebäude von Stararchitekt Frank Gehry ein absoluter Hingucker. Riscal war einer der ersten Winzer überhaupt, der Rioja-Weine international erfolgreich exportiert hat.
- Barón de Ley: Ein Paradebeispiel für modernes Rioja-Handwerk. Barón de Ley konzentriert sich stark auf Einzellagen und bringt Jahr für Jahr fruchtbetonte, zugängliche Weine auf den Markt.