Vor der Reblauskatastrophe war Graciano in Spaniens Weinbergen weit verbreitet. Doch die Rebsorte stellte Winzer vor Herausforderungen: ertragsarm, anspruchsvoll und wenig profitabel für den Massenanbau. Kein Wunder, dass ihr Name im Volksmund mit „gracias no“ – also „nein, danke“ – in Verbindung gebracht wurde. Im 20. Jahrhundert drohte sie fast auszusterben.
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... href="https://www.cielo-del-vino.de/anbaugebiet/rioja/">Rioja haben Graciano wiederentdeckt. Heute schätzen sie die Sorte für ihre kräftige Farbe, markante Tanninstruktur und beeindruckende Frische. Besonders als Verschnittpartner für Tempranillo bringt sie Kräuteraromen, Säure und eine gewisse Kühle in die Weine.Unbekannte Herkunft, eigenständiger Charakter
Graciano hat eine lange Geschichte, doch ihre Abstammung bleibt ein Rätsel. Verschiedenste Theorien konnten bis heute nicht zuverlässig bestätigt werden. Weder eine Verwandtschaft mit Bobal oder Monastrell noch die Annahme, dass Graciano identisch mit Parraleta sei, haben sich am Ende bewahrheitet. Das beweisen DNA-Tests.
Sicher ist jedoch, dass die südfranzösische Morrastel sowie die sardischen Sorten Bovale und Cagnulari mit der Graciano genetisch fast identisch sind. Ihr Charakter bleibt dabei einzigartig: Während sich viele Rebsorten durch die steigenden Temperaturen des Klimawandels verändern, behält Graciano ihre markante Säurestruktur – eine Eigenschaft, die sie für Winzer immer interessanter macht.
Anbaugebiete und Bedeutung heute
In der Rioja wächst Graciano mittlerweile wieder auf rund 1.500 Hektar. Hier wird sie traditionell als Cuvée-Partner eingesetzt. Sinn und Zweck ist es hier den manchmal recht dünnen Tempranillo-Weinen mehr Struktur und vor allem eine verbesserte Langlebigkeit und Lagerfähigkeit zu verleihen. Inzwischen entstehen aber tatsächlich auch immer häufiger reinsortige Weine der Traube.
Früher war Graciano auch im Languedoc stark vertreten, wird dort heute jedoch kaum noch angebaut. In Sardinien ist sie als Bovale und Cagnulari auf immerhin noch rund 470 Hektar erhalten geblieben. Auch in Portugal ist sie unter dem Namen Tinta Miúda noch zu finden, besonders in den Regionen Lissabon und Alentejo, wo sie etwa 400 Hektar der Gesamtfläche bedeckt.
Aromatik und Stil
Graciano-Weine sind für ihre dunkle Farbe, hohe Säure und kräftige Struktur bekannt. Die Aromenpalette umfasst:
- Kräuter und Gewürze: Minze, schwarzer Pfeffer, mediterrane Kräuter
- Fruchtige Noten: Amarena-Kirschen, Brombeeren, Pflaumen
- Erdige und würzige Nuancen: Lakritze, Tabak, Leder
Die charakteristische Frische macht Graciano vor allem in vielen Gran Reserva Weinen der Rioja zu einem essenziellen Bestandteil. Ihr unverwechselbarer Charakter macht sie zu einer wichtigen Ergänzung in der heutigen spanischen Weinwelt.