Garnacha
Garnacha ist wie ein Sonnenuntergang über den staubigen Hügeln Spaniens. Warm, kraftvoll und voller Charakter. Diese Rebsorte steht für intensive Aromen, hohen Alkoholgehalt und eine beeindruckende Vielseitigkeit im Geschmack: tiefgründige Rotweine, fruchtige Rosés. Sogar als Weißwein fängt die Garnacha die Essenz des mediterranen Klimas perfekt ein.
Besonders in Spanien und Südfrankreich findet sie ideale Bedingungen. Aber auch in Australien, Kalifornien ... weiterlesen »
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... und Chile entstehen herausragende Weine. Ihre helle Farbe mag auf den ersten Blick überraschen, doch ihr intensiver Geschmack spricht für sich.Woher kommt Garnacha?
Bis heute gibt es zwei Theorien über die Ursprünge dieser Rebsorte. Die meisten Experten gehen davon aus, dass sie aus Aragón stammt. Hier ist die genetische Vielfalt der Trauben und verschiedenen Varianten unglaublich hoch. Hier wächst die klassische Garnacha Tinta, die wahrscheinlich die meisten meinen, wenn sie von Garnacha sprechen. Andere Varianten, wie die Garnacha Blanca, Garnacha Gris und Garnacha Peluda, belegen hier in einigen Weingütern aber auch einen stolzen Anteil der verfügbaren Anbaufläche. Das ist auch nicht erst seit wenigen Jahren so, sondern belegbar über Jahrzehnte und Generationen hinweg. Das sind zwar alles keine eindeutigen Beweise, macht die Idee, dass die Traube hier ihren Ursprung hat, aber zumindest glaubhaft.
Eine andere Theorie verortet Garnacha auf Sardinien, wo sie unter dem Namen Cannonau bekannt ist. Italienische Wissenschaftler argumentieren, dass sie dort bereits vor Jahrhunderten dokumentiert wurde. Während Aragón jedoch eine genetische Vielfalt aufweist, fehlt diese auf Sardinien nahezu vollständig. Wahrscheinlich verbreitete sich die Rebsorte im Mittelalter über den Seehandel von Spanien aus nach Italien und Frankreich.
Die vielen Gesichter der Rebsorte
Die Garnacha zählt zu den widerstandsfähigsten und anpassungsfähigsten Weinrebsorten der Welt. Wahrscheinlich ist sie auch genau deshalb eine der ältesten in der spanischen Weintradition. Widrige Bedingungen und extreme Temperaturen (und Schwankungen) machen ihr kaum etwas aus. Über Generationen hinweg sind verschiedenste Varianten entstanden, die sich in Farbe, Struktur und vor allem natürlich auch im Geschmack unterscheiden.
- Garnacha Tinta: fruchtbetonte, kraftvolle Rotweine mit hohem Alkoholgehalt
- Garnacha Blanca: mineralische, florale Weißweine
- Garnacha Gris: seltene, rosafarbene Mutation mit feiner Säure
- Garnacha Peluda: kleinere Beeren, weichere Tanninstruktur
Die genetische Herkunft der Rebsorte ist noch nicht vollständig entschlüsselt. Sicher ist jedoch, dass Garnacha mit Sorten wie Alarije, Verdejo und Airén verwandt ist. Ihre Nachkommen sind ebenso spannend. Besonders bekannt sind Marselan, eine Kreuzung mit Cabernet Sauvignon, sowie Emerald Riesling und Centurian.
Wo wächst Garnacha am besten?
Ungefähr 70.000 Hektar Anbaufläche sind für die Rebsorte in ganz Spanien reserviert. Damit zählt sie ganz klar zu den wirtschaftlich wichtigsten für das Weinland. In heißen, trockenen Klimazonen mit sandigen oder steinigen Böden reifen die Trauben richtig gut. Lange und trockene Phasen mit wenig Niederschlägen sind kein Problem und auch trotz oder gerade wegen der für die Weinbaugebiete kargen Böden, in denen sie primär angebaut wird, entwickelt sie ihre beeindruckende Aromatik, für die sie so bekannt ist.
In Spanien ist Garnacha in vielen Regionen verbreitet. Besonders bekannte Anbaugebiete sind:
- Priorat: kraftvolle, mineralische Rotweine mit enormem Lagerpotenzial
- Aragón: historische Heimat mit intensiven, würzigen Weinen
- Navarra: fruchtige Rot- und Roséweine mit frischer Säure
- La Rioja: als Cuvée-Partner von Tempranillo oft im Einsatz
- Castilla-La Mancha und Castilla y León: ausgedehnte Garnacha-Weinberge mit unterschiedlichen Stilrichtungen
- Sierra de Gredos: sehr hochklassige, feine Garnacha mit infiniter Aromatik
Wie schmeckt Garnacha?
Diese Rebsorte ist ein echtes Aromawunder. Ihr Geschmack variiert je nach Herkunft, Reifegrad, Ausbau und natürlich Weingut. Einige bestimmte Aromen sind allerdings absolut charakteristisch und machen die Rebsorte für Kenner und Laien leicht identifizierbar:
- Fruchtige Noten von Schwarzkirschen, Erdbeeren, Pflaumen und Granatapfel
- Würzige Aromen wie Pfeffer, Tabak, Vanille und Gewürznelken
- Ergänzende Nuancen von gerösteten Nüssen, Honig, Leder und Kaffee
Garnacha neigt dazu, schnell zu oxidieren. Winzer setzen daher auf eine kontrollierte Gärung und lassen den Wein langsam mazerieren, um die Tannine sanft zu extrahieren. Hochwertige Garnacha-Rotweine reifen oft in alten Eichenfässern und entwickeln mit den Jahren eine noch tiefere Aromatik.
Ausgezeichnete Garnacha-Weine
Diese Rebsorte hat sich längst in der internationalen Weinwelt etabliert. Hier einige hoch bewertete Weine aus Spanien:
- Laurel 2021 – Zweitwein von Clos Erasmus – 96 Punkte im Wine Advocate
- Clos Erasmus 2021 – 99 Punkte Wine Advocate für den wohl knappsten Wein Spaniens
- Atteca „Armas“ 2021 – 95 Punkte im Guia Peñin
- Terroir al Límit „Les Manyes“ 2018 – 99 Punkte bei Parker
Welches Essen passt zu Garnacha?
Kräftige Rotweine aus Garnacha harmonieren besonders gut mit gegrilltem oder geschmortem Fleisch. Die besten Kombinationen sind:
- Lammkarree mit Kräuterkruste
- Saftige Rindersteaks oder geschmorte Ochsenbäckchen
- Würzige Wildgerichte mit Rosmarin und Thymian
Für leichtere Garnacha-Weine und Rosés bieten sich andere Speisen an:
- Mediterrane Gemüsegerichte wie Ratatouille oder gefüllte Paprika
- Gegrillter Fisch mit Kräutern und Olivenöl
- Tapas mit Manchego, Chorizo oder Jamón Ibérico
Das perfekte Glas für Garnacha
Ein universelles Weinglas mit breitem Kelch bringt Garnacha optimal zur Geltung. Die weite Öffnung gibt den üppigen Aromen genug Raum, sich zu entfalten. Für Rosés ist ein klassisches Roséglas ideal.
Viele glauben, dass die besten Garnacha-Weine aus Aragón stammen. Doch die größten Highlights entstehen in Priorat, wo Winzer wie Clos Erasmus, Alvaro Palacios und Mas Alta jedes Jahr aufs Neue Meisterwerke produzieren. Welche Bodega die beste ist? Das lässt sich nur auf die schönste Weise herausfinden – mit einem Glas Garnacha-Wein in der Hand.